TuS Oppenau 1905 e.V. - Abteilung Turnen
Immer in Bewegung

Vereinschronik 1920 - 1929

Gründung einer Männerriege

18.03.1920

Im Jahr 1920 wird die folgende Bekanntmachung veröffentlicht

 Vorbereitungen für einen Gedenkstein

1922

Schon bald nach Beendigung des 1. Weltkrieges machten sich die Oppenauer Turner Gedanken, wie sie ihren 14 gefallenen Kameraden ein ehrendes - und den nachfolgenden Generationen mahnendes - Denkmal errichten könnten.
Konkrete Pläne fasste der damalige Turnrat dann aber erst im Sommer 1922.
Man einigte sich am 10. September 1922 schliesslich auf eine Gedenktafel, die in einen Findling aus den hiesigen Bergen eingelassen und im Stadtpark aufgestellt werden sollte.
Die Turnratsmitglieder waren in dieser Sitzung aufgefordert auch bei ihren Wanderungen und Spaziergängen Ausschau nach einem geeigneten Findling zu halten.

 

Protokollniederschrift zur Ehrung der 14 gefallenen Turner am 29. Februar 1920 in einer Turnratsitzung im Vereinslokal „z. Linde“

Über eine beabsichtigte Ehrung der im Krieg gefallenen 14 Turner sollen vom Vorstand die Vorbereitungsarbeiten begonnen werden.

Schauturnen am 27. August 1922 dessen Erlös der Gedenktafel zukommt 

Der Schauturntag schloß ab mit einem Reinbetrag von Mk: 16.743,05 der restlos zum Zweck der Ehrung der im Weltkriege gefallenen aktiven Vereinsmitglieder in Form einer Gedenktafel Verwendung finden soll.

Protokollniederschrift vom 10. September 1922

Nach der üblichen Begrüßung des Turnrates berichtet der 1. Vorstand über das Ergebnis des Schauturnens in eingehender Weise.
Nach Abzug sämtlicher Ausgaben verbleibt ein Reinerlös von M 15.753,05, welcher Betrag restlos dazu verwendet werden soll, für unsere gefallenen Turner eine Gedenktafel zu errichten; diese Denktafel ist so gedacht, dass womöglich in ein Findling die Bronzetafel mit den Namen der toten Kameraden eingelassen und dieser Erinnerungsstein im Stadtpark zur Aufstellung kommt.

Der Vorstand wird in dieser Sache sich an Firmen wenden, welche derartige Gedenktafeln herstellen, um Unterlagen zu schaffen für die nächste Turnratstzung.
Die Turner werden aufgefordert, bei ihren Wanderungen durch unsere Berge einen geeigneten Stein ausfindig zu machen.

Spende einer Frau Mutter aus Buenos Aires für den Gedenkstein

Am 27. September 1922 erhält der Verein von der Deutsch Amerikanerin Frau Mutter aus Buenos Aires als Beitrag zum Gedenkstein für unsere gefallenen Turner Betrag Mk. 10.000.-
Am 30. September erhält der Verein zum gleichen Zweck eine weitere Spende von Mk. 200.- von dem jetzt in Ulm a.D. weilenden früheren Mitglied und Vorturner Willy Hoferer. Beiden Stiftern wird herzl. Dank ausgesprochen.

Protokollniederschrift aus der  Turnratsitzung vom 26. Oktober 1922

Zur heutigen Sitzung lagen von drei angeschriebenen Firmen Angebote betr. Ehrentafeln für Gefallene vor.
Die anwesenden Turner und Mitglieder des Turnrates entschließen sich für einen Entwurf der Württembergischen Metallwarenfabrik in Geislingen – Steige zum Preis von M 43.000.- es wird beschlossen, die Bestellung sofort aufzugeben unter gleichzeitiger Absendung einer Anzahlung von M 25.000.-

Am 6. November 1922 erhielt der Verein als Beisteuer zur Ehrentafel für die gefallenen von einem nicht genannt sein wollenden Turnfreund den Betrag von M 1.000.- (eintausend Mark) überwiesen. Dieser Betrag wird mit Dank entgegengenommen und wird seinem Zweck zugeführt.

Aufruf zur Spende für die Gedenktafel

1922

Aufruf an die nicht ausübenden Mitglieder zur Spende für die Gedenktafel

"Unsere Turnerschaft hat sich vor geraumer Zeit schon zur dauernden Ehrung der im Krieg gefallenen Mitglieder durch ein Denkmal entschlossen und dabei die Anwendung eines großen Findlings mit einer galvanoplastischen Tafel ins Auge gefasst.
Verhandlungen mit Firma Württembergische Metallwarenfabrik, Geislingen an der Steige führten zur Annahme des Angebotes einer Gedenktafel mit Turneremblemen und Eichenlaubkranz mit erhabener Schrift, Größe 85/55 cm.
In der ursprünglichen Preislage von M 60.000.- Mittlerweile übte aber die Teuerungswelle auch auf diesem Gebiet ihre Wirkung aus, und heute verlangt die genannte württembergische Firma außer den bereits aufgebrachten und ihr bar überwiesenen M 25.000.- weitere M 45.000.- und behält sich überdies vor, nach der Ablieferung der Tafel eine weitere Richtigstgellung nach oben zu beanspruchen.
Alle unsere Bemühungen bei der genannten Firma um eine Ermäßigung dieser Preisforderung blieben vergebens, und wir haben nur die Wahl, entweder vom Vertrage zurückzutreten oder die M 45.000.- schleunigst einzubezahlen bzw. mit einer noch stärkeren Verteuerung zu rechnen, wenn wir nicht sofort diese Bedingungen der Metallwarenfabrik erfüllen.
Vereinsmittel sind nicht verfügbar; unsere aktiven Mitglieder haben bereits ihr Mögliches getan, und es verbleibt uns mithin nur ein warmherziger Appell an die nicht ausübenden Mitglieder unseres Vereins um eine schleunige Zeichnung der M 45.000.-, damit der Turnverein seiner Ehrenpflicht gegenüber unseren gefallenen Helden nachkommen vermag.
Da mit einer Forderung von M 25.000.- bis M 30.000.- zu rechnen ist, dürfen wir also gewiss auf recht ansehnliche Zeichnungen, die die verehrlichen Spender selbst ehren werden, zählen.
Es war uns recht peinlich, mit einer so dringenden Bitte hervortreten zu müssen; wir sind aber auch andererseits davon überzeugt, dass unsere verehrlichen nicht ausübenden Mitglieder der nun einmal vorhandenen Zwangslage und der für uns daraus erwachsenden Aufgabe gegenüber Nachsicht und Gerechtigkeit üben werden."

Mit herzlichem Dank im Voraus und mit einem treudeutschen „Gut Heil“

Beschaffung des Findlings für das Ehrendenkmal

1923

Wie schon berichtet, machten sich schon bald nach Beendigung des 1. Weltkrieges die Oppenauer Turner Gedanken, wie sie ihren 14 gefallenen Kameraden ein ehrendes, und den nachfolgenden Generationen mahnendes Denkmal errichten können.
Konkrete Pläne fasste der damalige Turnrat dann aber erst im Sommer 1922.
Man einigte sich am 10. September 1922 auf eine Gedenktafel, die in einen Findling aus den hiesigen Bergen eingelassen und im Stadtpark aufgestellt werden soll.
Die Turnratsmitglieder waren in dieser Sitzung aufgefordert auch bei ihren Wanderungen und Spaziergängen Ausschau nach einem geeigneten Findling zu halten.
Die Gedenktafel selbst war dann schon im Februar 1923 im Besitz des Vereines und über eine lange Zeit im Schaufenster des damaligen Uhrmachermeisters Haas ausgestellt.
Die Beschaffung des Findlings liest sich fast wie eine Abenteuergeschichte.
Auf dem Spitzenberg hatte man im Laufe des Spätjahres 1922 und April 1923 einen Granitfindling ausfindig gemacht und sich entschlossen diesen Stein für das Ehrenmal zu verwenden.
Die Turner suchten sich den 1. Mai 1923 heraus um den Findling vom Spitzenberg nach Oppenau zu transportieren.
Morgens um 6 Uhr rückten die Turner, so die Aufzeichnungen, unter Gesang mit Ross und Wagen, die mit reichlich Winden, Hebeisen, Ketten usw. beladen waren, in Richtung Lautenbach zum Spitzenberg.
Die Oppenauer Firmen Andre Sohn, Birk-Huber und die Holzhandlung Braun stellten die Gespanne mit den Fuhrleuten dem Turnverein für diese Arbeit zur Verfügung.
Nach Ankunft der Mannschaft am Fundort des Steines stellten die Männer bei näherem Betrachten fest, dass der Findling für den Abtransport in einem Wagen zu groß und zu schwer ist.
Nach kurzer Beratung entschlossen sich die Männer den unteren Teil des Findlings in einem Meter Breite kunstgerecht abzuspalten.
Eine nichtvorhergesehene Arbeit die letztendlich über zwei Stunden in Anspruch nahm.
Eine weitere unvorhergesehene Widrigkeit stellte der Waldweg dar, der für den Abtransport benutzt werden sollte. Auf einer Länge von fast zwei Kilometern musste der Weg von der Bergungsmannschaft vor der Abfahrt ins Tal ausgebessert werden.
Nachmittags um 5 Uhr waren dann beide Teile des Steines glücklich verladen und die Abfahrt konnte begonnen werden.
Schon bald mussten die Turner jedoch erkennen, dass auch der Abtransport nicht so reibungslos verlaufen wird, wie sie sich das vorgestellt hatten.
Schon bei der ersten Steigung des Weges musste ein Wagen mehrmals hochgewunden und letztendlich die Pferde direkt an die Radspeichen gespannt werden um die Steigung von 15 Metern zu überwinden.
Der zweite Wagen mit dem leichteren, nur 70 Zentner schweren, Stein überwand dieses Hindernis im „Galopp“.
Die Hindernisse waren aber damit noch nicht alle beseitigt.
Zu allem Übel brach an einem Wagen während der Abfahrt auch noch der Ladebaum.
Die Auswechslung dieses Gespannteiles verzögerte die Talabfahrt nach Lautenbach noch einmal.
Nach zwölfstündiger harter Arbeit im Wald erreichten die Turner und Fuhrleute dann Lautenbach und gönnten sich im „Kreuz“ bei einem Glas Apfelmost eine kurze Rast.
Aus den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass während der Heimfahrt schon wieder frohe Turnerlieder erschallten und die Strapazen schnell vergessen waren.
Gegen zehn Uhr abends erreichte dann die Fuhrkolonne mit Sang und Klang Oppenau. Das ganze Städtchen war auf den Beinen um die Ankömmlinge mit ihrem Stein zu begrüßen.
Der Findling wurde am gleichen Abend noch zu seinem Bestimmungsort, dem Stadtpark, gefahren und in einer Stunde entladen.

Vorbereitungen zur Aufstellung des Gedenksteins

1923

Protokollniederschrift aus der  Generalversammlung  vom 10. Februar 1923 im Vereinslokal „z. Linde“

Für die im Weltkriege gefallenen 14 aktiven Mitglieder hat der Verein eine Gedenktafel beschafft. Dieselbe kostet M 89.159,- und ist bis auf den Rest von M 5.376,- bezahlt. Die Mittel hierzu wurden zum größten Teil von Turnern und Gönnern unseres Vereines gestiftet. Eine Aufzeichnung über die eingegangenen Spenden ist den Akten angeschlossen. Die Gedenktafel ist z. Zt. Im Schaufenster des Uhrmacher Haas ausgestellt. Die Tafel soll in einem noch herbeizuschaffenden Findling eingelassen und im Stadtpark zur Aufstellung kommen.

Weitere Einträge im Protokollbuch aus dem Jahre 1923

Am 17. Februar 1923 erhielt der Verein von der Renchtalbank eine abermalige Spende im Betrage von M 5.376.-.
Damit sind die Auslagen für die Gedenktafel restlos getilgt.
Am 4. März erhielt der Verein von 2 nicht genannt sein wollenden Gönnern für den Gedenkstein M 3.000.-; welchen Betrag Herr Kassier Peter in Empfang genommen hat.
Am 13. März erhielt der Gedenksteinfond eine weitere Unterstützung von M1.000.- von Turner Emil Doll.
Am 3. Juli erhielt der Verein von Herrn Privatier ……. Zuwendung vom M: 5.000.- und von Turnwart Kasper eine solche von M: 2.000.-
   

Protokollniederschrift aus der  Turnratsitzung  vom 07. Mai 1923 zur Aufstellung des Gedenksteines und Programm zu dessen Einweihung   im Vereinslokal „z. Linde“

Tagesordnung:

  1. Aufstellung des Gedenksteines
  2. Programm für die Einweihung
  3. Verschiedenes

Der Vorstand hat den Turnwart unter Beiziehung des Bauunternehmers Herr Fleig geladen um die Vorarbeiten für die Aufstellung und Enthüllung des Gedenksteines zu besprechen.
Man einigte sich auf folgende Punkte: Die Turner schaffen die beiden Steine unter der Leitung des Oberturnwartes Doll an den Aufstellungsplatz; sie graben und mauern das Fundament aus.
Bauunternehmer Fleig stellt den Zement zur Verfügung.
Die Aufstellungsarbeiten leitet Herr Fleig selbst. Bahnbauunternehmer „Bampi“  soll ersucht werden, Flaschenzug und Dreibock zur Verfügung zu stellen.
Sämtliche Arbeiten sollen gefördert werden, dass die Enthüllungsfeier Ende Juni stattfinden kann.  
Zu Punkt 2 der Tagesordnung wird das Programm der Enthüllungsfeier in groben Umrissen besprochen und zwar mit dem Ergebnis: Die Enthüllungsfeier soll an einem Sonntag Vormittag nach dem Hauptgottesdienst stattfinden.
Die ganze Gemeinde, insbesondere die Vereine, sollen an der Feier teilnehmen.

Auswärtige Vereine sollen, da die Feier rein internen Charakter tragen soll und lediglich Gedenkfeier für die gefallenen Oppenauer Turner sein soll, nicht eingeladen werden – ein etwaiges Schauturnen also damit nicht verbunden sein. – Dagegen wird die Gauleitung Einladung erhalten.
Punkt 3 befasst sich nicht mit dem Thema Gedenkstein oder Ehrentafel sondern mit einer Unfallversicherung und über die Bezahlung von Licht und Heizung während der Übungsstunden. Eingang von weiteren Spenden am 21. Mai 1923
Am 21. Mai 1923 erhielten wir folgende Spenden zur Errichtung des Gedenksteines: 1. von Max Bächle M. 5.000.- 2. von Ernst Bächle M. 1.000.- 3. von Albert Ganther: M. 3.000.-
Diese Beträge sind bei der Städtischen Sparkasse Oppenau angelegt

Spenderliste


Aufstellung des Gedenksteins

02.06.1923

Am 2. Juni 1923 wurde der Gedenkstein mittels Dreibock und Flaschenzug aufgestellt.
Am gleichen Tag erhielt der Verein von Kaufmann Joseph Schrempp dafür eine Zuwendung von M. 2.000.-
Dieselben wurden bei der Städtischen Sparkasse angelegt.

Vorbereitungen zur Einweihung des Gedenksteins

1923

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 17. Juni 1923 Im Geschäftsraum der Sparkasse zur Vorbereitung auf die Enthüllungsfeierlichkeiten und endgültige Termin- und Programmfestsetzung 

Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit einem Bericht über den derzeitigen Stand der Vorbereitungsarbeiten, wobei er auch die Schulden erwähnte, die zur Zeit die Vereinskasse belasten. Als Tag der Enthüllungsfeier wird der 8. Juli 1923 festgesetzt. Die Leitung über die noch vorzunehmende Wegverlegung sowie über die Erstellung der gärtnerischen Anlagen übernimmt Bürgermeister Kleinbrod, der unserer Sitzung auf Einladung beiwohnte. Der am Sonntag, den 8. Juli vormittags ½ 11Uhr im Stadtpark beginnenden Enthüllungsfeier soll um 9 Uhr ein Gedächtnisgottesdienst vorangehen. Hierzu sollen die Angehörigen der Gefallenen, der Gemeinderat, die Stadtmusik, die hiesigen Vereine sowie die ganze Bevölkerung eingeladen werden. Nach dem Gottesdienst begibt sich der Zug geschlossen zum Stadtpark. Stadtkapelle und Sängerbund werden mit je einem Vortrag die weltliche Feier einleiten. Hierauf folgt die Gedächtnisruhe, der Kranzniederlegungen folgen. Weitere  Vorträge der Musik und des Sängerbundes sowie des gemeinsamen Liedes „Ich hatt einen Kameraden“ werden die weltliche Feier beschließen. 

Einweihung des Gedenksteins

08.07.1923

Von ganz bedeutender Bedeutung für die Chronik unseres Vereines war der 8. Juli 1923
An diesem Tage konnten wir den Gedenkstein für unsere im Weltkriege gefallenen Kameraden in feierlicher Weise enthüllen.
Ein schöner Sonntagmorgen war angebrochen.
Der Turnverein und die übrigen hiesigen Vereine sammelten sich mit dem Gemeinderat beim Rathaus zum gemeinsamen Kirchgang.
Die Stadtkapelle eröffnete den Zug.
Der Stadtpfarrer Henninger fand in seiner Predigt wirklich schöne, zu Herzen gehende Worte für unsere Toten.
Nach Beendigung des Gedächtnisgottesdienstes bewegte sich der Zug, dem sich nun auch die Jungfrauen und die Hinterbliebenen der Gefallenen anschlossen, unter Vorantritt der Stadtkapelle zum Stadtpark.
Mit dem „altniederländischen Dankgebet“ vorgetragen von der Stadtmusik und dem Chor  „Wie könnt ich Dein vergessen“ vorgetragen vom befreundeten Sängerbund wurde die Feier eingeleitet.

Der 1. Vorstand unseres Vereins, Herr Hauptlehrer Himly, begrüßte die Teilnehmer und führte aus, welche Gedanken den Verein veranlassten, einen Gedenkstein zu erstellen.
Die eigentliche Gedächtnisrede hielt Herr Notar Hoffmann.
Als bewährter Meister der Rede verstand er  es durch seine trefflichen Ausführungen der Feier eine ganz besondere Weihe zu verleihen.
Kranzniederlegungen seitens des Turnvereines und der hiesigen Jungfrauen gaben Zeugnis von der pietätvollen Liebe und Treue für die 14 jugendlichen Toten.
Das altdeutsche Grablied „Ehrenvoll ist er gefallen“ vorgetragen vom Männerchor des Sängerbundes, Choralmusik der Stadtkapelle und das gemeinsam gesungene Lied „Ich hatt einen Kameraden“ beschlossen die eindrucksvolle Feier, die übrigens von Herrn Photograph Roth auch im Bilde festgehalten wurde.

Wanderungen der Turner

1921 - 1928

Maiwanderung am Sonntag den 08. Mai 1921  

Am Sonntag, den 08. Mai 1921 wird folgender Maiausflug durchgeführt. Oppenau – Zuflucht – Alexanderschanze – Rippoldsau – Glaswaldsee – Freyersberg – Oppenau Die Turner versammelten sich morgens um ½ 5 Uhr und mit dem Klange der Musik zog die Turnerschar bergaufwärts. Nach einer Stärkung in Rippoldsau ging es weiter über Glaswaldsee nach Peterstal,  wo die Turner im Gasthaus zum „Bad. Hof“ einkehrten. Nach 2 stündigem Aufenthalt fuhr die Turnerschar auf dem Leiterwagen des Herrn Jockerst nach Oppenau.

Wanderung am 8. Juni 1922

Auch von schlechtem Wetter ließen sich die Wandergesellen des Turnvereines nicht abhalten.
So wurde am 8. Juni 1922 eine beschlossene Wanderung trotz strömenden Regens in Angriff genommen.
Die Route führte von Oppenau nach Allerheiligen, wo die ganze Wanderschar völlig durchnässt eine Stunde Rast machte.
Weiter ging es in strömendem Regen nach Ottenhöfen ins Gashaus „zum Wagen“, wo wieder eine kurze Rast eingelegt wurde.
Nach diesem Aufenthalt brach man zum eigentlichen Ziel Kappelrodeck auf.
Dort angekommen kehrten die Wanderer im „Prinzen“ ein und, man höre und staune, schwangen „genügend“ das Tanzbein.
Der Heimweg führte dann über Waldulm – Schwend – Lautenbach nach Oppenau.
Trotz allem Regen, so berichtet der Chronist, war die Turnfahrt eine schöne und humorvolle und wird jedem Teilnehmer in steter Erinnerung bleiben.

Wanderung am 09. September 1923 zum Glaswaldsee 

Am Sonntag den 09. September 1923 unternahm der Verein seine Herbstturnfahrt. Diesmal ging es über Holiswald zum Edelmannskopf, von hier den Höhenweg über Schäfersfeld – Löcherwasen und Freyersberg zum Glaswaldsee. Der Rückweg führte über Griesbach und den Breitenberg zurück nach Oppenau. Es waren 30 Teilnehmer.

Wanderung am 29. Mai 1924 (Christi Himmelfahrt) auf die Zuflucht 

Am 29. Mai 1929 Christi Himmelfahrt versammelten sich die Turner mittags um ½ 12 Uhr beim Gedenkstein im Stadtpark zum Abmarsch auf die Zuflucht. Mit klingendem Spiele –Trommeln-Pfeifen- ging es in stattlicher Zahl zum Stadttor hinaus. Auf dem freien Platze der Zuflucht betätigte man sich mit volkstümlichem Turnen und Spiel. Wohlbefriedigt kehrte die inzwischen größer gewordene Schar am Abend zurück ins Städtchen, alle beseelt von dem Wunsche, bald wieder mal eine solche Exkursion zu unternehmen.

Wanderung am Sonntag den 15. November 1924 nach Mitteltal 

Am Sonntag den 15. November unternahm der Verein eine wohlgelungene Wanderung über Wahlholz – Schliffkopf – Obertal – Mitteltal – Zuflucht – Wernest – Maisach – zurück nach Oppenau.  Die musikalischen Mitglieder hatten ihre Instrumente mitgenommen und so herrschte während der ganzen Wanderung frohe Stimmung.

Wanderung am 17. Mai 1925 nach Lahr

Am 17. Mai 1925 unternimmt der Verein seinen geplanten Ausflug nach Lahr im Schwarzwald. Abmarsch morgens um 5 Uhr mit Blechmusik. Die Wanderung geht über Bühlhof zunächst nach der Heidenkirche. Das von der Kapelle angestimmte Lied „Das ist der Tag des Herrn“ gab tatsächlich den Turnersmannen eine festtägliche Stimmung. Von da geht’s weiter nach dem Mühlstein – H. Hansjakobs Heimat - . Mit dem Bähnle von Oberharmersbach nach Biberach. In der Brauerei Jehle wird Rast gemacht. Die Kapelle lasst sich hören und man verlebt einige gemütliche Raststunden.  Der Abmarsch nach Lahr kam nur zu rasch; dortselbst angekommen, konnten wir uns noch eine Stunde mit den Angehörigen des Lahrer Turnvereins – in dem Vereinslokal des Turnvereins Lahr – unterhalten. Eine Müdigkeit hatte kein Teilnehmer  zu verzeichnen; auf der Heimfahrt hat die Kapelle eifrig gespielt; einige Turner sollen auch noch im Zug getanzt haben. Auf jeden Fall war es recht nett und jedem Teilnehmer immer eine schöne Erinnerung sein.

Wanderung am Sonntag den 15. November 1925 nach Oberachern

Einem früheren Beschluss gehorchend, wird am 15. November 1925 die Turnfahrt nach Oberachern unternommen.
Es geht über Allerheiligen, hierselbst wurden wir durch einen Imbiss, der von unserem Beirat H. Jockerst in liebenswerter Weise gestiftet wurde, überrascht.
Es ging weiter übers Karlsruher Grat nach Ottenhöfen.
Mit der Bahn nach Oberachern.
Hier stand bereits Herr Otto Kasper mit den Turnfreunden Oberacherns.
Es wurde zum Vereinslokal des Oberacherner Turnvereins marschiert.
Die Herren Vorstände beider Vereine mussten des Öfteren das Wort ergreifen.
Auch unser früherer Turnwart Kasper hat sich über den Besuch sehr gefreut.
Der Heimweg soll interessant gewesen sein; einige Turner erreichten in Oberkirch noch den letzten Zug, noch andere, die sich in Oberkirch zu lange aufhielten, mussten sich mittels Auto heimbefördern lassen.

Wanderung am 30 September 1928 zum Hotel „Taube“ 

Die Wanderroute führte über: Jägersbirk – Breitenberg – Kohlgrube – Zuflucht – Schliffkopf – Wahlholz – „Taube“ Das Wetter war anfänglich schön, als aber die Wandervögel (es waren deren 10) den Breitenberg hinauf marschierten machte sich ein Gewitter bemerkbar, das beim Erreichen  der Hauptstraße bereits so drohend aussah, dass die Wanderer im Laufschritt ihre Zuflucht zur „Zuflucht“  (auf dem Kniebis) nehmen mussten und trotzdem noch einen nassen Buckel erwischten.
Nach einem Imbiss bei gutem Neuen wurde die Wanderung nach Schliffkopf – Wahlholz fortgesetzt wo die Turner auf halbem Wege von einem „Bindfadenregen“ überrascht wurden, sodass man beschloss auf dem kürzesten Wege das Wasserfall-Hotel zu erreichen und von dort aus nach der „Taube“ mit dem Postauto zu fahren.
In der „Taube“ angelangt wurde es nach Erwärmung durch Kaffee und Mitwirkung der Turnerinnen und Frl. Lehrerin Stark und Frl. Spinner sehr gemütlich.
Nur zu bald musste der Heimweg, auf dem noch manches Turnerlied gesungen wurde, angetreten werden.
Trotz strömenden Regen fehlte es bei diesem Ausflug auch an Humor nicht.
  

 Einladung der Männerriege zur Turnstunde

01.11.1925

 Aufruf des Vorstands zur besseren Beteiligung am Männerturnen am 1.11.1925

Gründung Frauenturnen

12.04.1926

Zu Beginn der Turnbewegung in Oppenau war das Turnen reine Männersache.
Frauen und Mädchen waren in den Anfangszeiten des Turnvereines zum reinen zuschauen bei den Turnvorführungen der Männer verurteilt. Es vergingen 21 Jahre seit der Gründung des Turnvereines, bis sich das weiblich Geschlecht in unserem Heimatstädtchen auch sportlich betätigen durfte.
Die Regierung der Weimarer Republik verordnete für den April 1926 eine Reichsgesundheitswoche, für die in vielen Veranstaltungen, auch für das Frauenturnen, geworben wurde.
Vor allem in den kleineren Orten und Städten fehlten in den Turnvereinen Gruppen die sich um die sportliche Betätigung der Frauen kümmerte.
Der damalige Turnrat kam also nicht mehr umhin sich auch diesem Problem zu stellen. Lange und zeitraubende Beratungen des Turnrates waren von Nöten um zu der Einsicht zu gelangen auch dem anderen Geschlecht die Möglichkeit zu bieten sich durch „Leibesübungen und Körperpflege“ gesund zu erhalten.
Bei der Generalversammlung am 27. März 1926 in der „Linde“ wurden dann die ausgearbeiteten Leitsätze zur Gründung einer Frauenriege den Mitgliedern vorgelesen. Die Bedingungen die vom damaligen Vorstand an das Frauenturnen geknüpft wurden, löste unter den anwesenden Mitgliedern heftige Diskussionen aus.
Letztendlich stimmten aber alle Anwesenden für die Einführung einer Frauenriege.
Die Gründungsversammlung selbst fand dann aber erst am Dienstag den 20. April 1926 unter Vorsitz des 1. Vorstandes Herrn Rösch im „Hotel Post" statt
Aus allen Bevölkerungsschichten waren dazu Frauen und Mädchen der Einladung gefolgt und stimmten mit großer Begeisterung für die Gründung einer Frauenriege.
Um, wie es in den Gründungsunterlagen heißt, jeder Kritik gewachsen zu sein wurden unter anderem auch folgende Leitsätze und Richtlinien für das Frauenturnen festgelegt:  

Richtlinien zum Frauenturnen

1. Das Turnen erstrebt den gesunden, starken, geschickten und schönen Körper im Rahmen der Gesamterziehung

2. Das Turnen soll nach Geschlechtern getrennt geschehen, und der Turnunterricht soll von Lehrkräften des gleichen Geschlechtes wie die Turnenden erteilt werden

3. Badeanzug ist zu verwerfen

4. Für Mädchen ist jede Turnkleidung, welche die Körperformen aufdringlich betont, oder sonst der weiblichen Eigenart nicht angemessen ist, zu verwerfen. Einheitliche Kleidung soll angestrebt werden

5. Frauenturnen soll nur in Hallen und Plätzen, wo die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist, veranstaltet werden. Sofern dies nicht möglich ist oder wenn eigene Turnkleidung nicht beschafft werden kann, muss es sich auf turnerische Übungen beschränken, die in gewöhnlicher Kleidung ausführbar sind

6. Schauturnen und Wettkämpfe der Mädchen und Frauen sind abzulehnen; sie wecken zumeist ganz unweibliche Art. Die Ablehnung gilt auch von Veranstaltungen innerhalb von Vereinen.

7. Auch der Sport muss sich den gezeichneten Grundsätzen einfügen

8. Er darf auch nicht einseitig Höchstleistungen erstreben und soll alles meiden, das Gesundheit und Charakter gefährden könnte

9. Die Erfüllung der religiösen Pflichten muss unter allen Umständen sichergestellt werden

10. Ein gemeinsames Wandern von Jungen und Mädchen ist zu vermeiden

11. Die rhythmischen Schulen mit ihren Abarten werden am besten vermieden. Hiermit soll aber der Verwendung einzelner einwandfreier rhythmischer Übungen beim Turnen keineswegs abgelehnt werden.

12. Unbedingte Unterordnung, also mustergültige Selbstzucht, freiwillig geübt im Sinne der bewährten Grundsätze unserer deutschen Turnerschaft ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Turnen und Ehrensache für jedes einzelne Mitglied in der Riege

Die erste Zusammenkunft sämtlicher Teilnehmerinnen findet am nächsten Dienstagabend um 8 Uhr in der „Linde“ statt, zu deren vollzähligem Besuch wir ergebenst einladen.

Selbst diese, nach heutiger Sicht, strengen und konservativen Bestimmungen hielten 20 Frauen nicht davon ab sich noch am gleichen Abend für das Frauenturnen anzumelden.
Als Riegenführerin stellte sich die Lehrerin Frl. Klara Stark zur Verfügung. Sie erklärte sich bereit jeweils am Dienstag- und Mittwochabend die Turnstunde ab 20 Uhr im Lindensaal abzuhalten.
Dass die beschlossenen Richtlinien nicht allzu lange Bestand hatten, belegen Aufzeichnungen vom 29. April 1928.
Bei einer Gaufrauen- Turnwartenversammlung in Oppenau trafen ca. 50 Teilnehmerinnen am hiesigen Bahnhof mit dem Zug ein und wurden von den Turnern und der Stadtkapelle begrüßt.
Mit der Musik voran zogen die Gäste über die Allmend zum Lindensaal, wo sie sofort im Saale und auch im Freien mit ihren Übungen begannen. Selbst für den damaligen Chronisten war es erwähnenswert, dass das Frauenturnen im Freien stattfand und von einer stattlichen Anzahl Zuschauern verfolgt wurde.
Auch der 1. Vorsitzende H. Rösch sah die vor zwei Jahren beschlossenen Richtlinie nicht ganz so eng, denn er lud die Damen zu einem Spaziergang in das „Hotel Taube“ im Lierbach mit anschließendem Mittagessen ein.
Dieser Einladung wurde mit Freuden Folge geleistet und bald herrschte in der „Taube“ fröhliches Leben, wobei auch die Tanzlustigen zu ihrem Recht kamen.
Innerhalb des Vereines legte man aber immer noch strenge Maßstäbe an. Nachdem männliche Vereinsmitglieder doch zu gerne den Frauen und Mädchen bei ihren Übungsabenden im Lindensaal zusahen, wurde Oberturnwart Müller beauftragt seinen Männern mitzuteilen, dass kein Turner außer dem Turnwart beim Frauenturnen etwas zu suchen hat.
Nur „sittlich gefestigten Turnern“ wird, wenn unbedingt nötig, der Zutritt zu einem Übungsabend der Frauen gestattet.  
Turnwart Doll wurde berechtigt Personen die sich nicht an dieses Verbot halten aus dem Saale zu weisen.
Die moralischen Bedenken beim Frauenturnen sind aber nach und nach dem Gesundheitsbewusstsein gewichen, ohne dass dabei sittliche Verwerflichkeiten zu Tage getreten sind.

Zustimmung zum Frauenturnen

20.04.1926

Im „Hotel Post“ wird dem Bestreben nach Frauenturnen Rechnung getragen; die erforderlichen Richtlinien zur Aufnahme werden erlassen.
Dem Frauenturnen in Oppenau wird unter Auflagen zugestimmt

Der Oppenauer Turnplatz

1920 - 1926

Die ersten Aufzeichnungen über den Turnplatz am Schlachthaus stammen aus einer Protokollmitschrift vom 18. September 1920.
Hier wurde vermerkt, dass H. Turnrat Huber dem Turnverein ein paar Fuhren Erde als Auffüllmaterial schenkte.

In den folgenden Jahren wurde über die Entwässerung und Erweiterung des Platzes diskutiert.
Am 22. März 1926 stellt dann Oberturnwart Doll in einer Turnratsitzung einen offiziellen Antrag zur Erweiterung des Turnplatzes.
Dies soll in Form eines Schreibens an den hiesigen Gemeinderat erfolgen.
Bereits eine Woche später gibt H. Rösch in der Generalversammlung bekannt, dass H. Beirat und Gemeinderatsmitglied Huber bei der Stadtgemeinde ein gutes Wort einlegen will.
Dieses gute Wort fand Gehör, denn bereits im April oder Mai 1926 fand sich der Gemeinderat zusammen mit den Vertretern des kath. Gesellenvereines, des Radfahrvereines und des Turnvereines auf dem Turnplatz ein, um über die Erweiterung zu sprechen.
Dabei wurde folgender Beschluss gefasst:
Der Turnplatz wird bis zur neu erstellten Straße (jetzige Lindenstraße, ehemals Geißbocksallee) erweitert.
Die Arbeit übernehmen an jeweils zwei Wochentagen die anwesenden Vereine.
Ebenso wurden die Benutzungszeiten der drei Vereine festgelegt.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung vom 18. September 1920

Herr Turnrat Georg Huber schenkt dem Turnverein ein paar Fuhren Erde als Auffüllmaterial für den Turnplatz beim Schlachthaus, wofür ihm der Vorsitzende herzlichen Dank ausspricht.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung vom 19. Dezember 1924 in der „Linde“

Über Entwässerung des Turnplatzes soll der Rat eines Sachverständigen eingeholt werden.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung vom 22. März 1926 in der „Linde“

Oberturnwart Doll bringt einen Antrag zur Erweiterung des Turnplatzes ein. Es soll ein Schreiben des Turnrates an den hiesigen Gemeinderat – zwecks Besichtigung an Ort und Stelle – gerichtet werden.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung vom 27. März 1926 in der „Linde“

Bezüglich Erweiterung des Turnplatzes gibt Herr Rösch die bestehenden Aussichten bekannt. Herr Beirat Huber – Gemeinderatsmitglied – will bei der Stadtgemeinde ein gutes Wort einlegen.

 

 

Erweiterung Turnplatz

1926

Mai 1926: Der Gemeinderat, die Vertreter des kath. Gesellenvereins, des Radfahrvereins und des Turnvereines finden sich zwecks Besprechung über die Erweiterung des Turnplatzes auf diesem ein.

Turnplatz

1926

Protokollniederschrift einer Versammlung „auf dem Turnplatz“

 (ohne Datumsangabe – wahrscheinlich April oder Mai 1926)

Der Gemeinderat der Stadt Oppenau, die Vertreter des kath. Gesellenvereins, des Radfahr- und Turnvereins finden sich zwecks Besprechung über die Erweiterung des Turnplatzes auf diesem ein. Es wird folgender Beschluß gefasst:
Der Turnplatz wird bis zur neu erstellten Straße erweitert. Die Arbeit übernimmt an jeweils zwei Wochentagen der Turnverein, Gesellenverein und Radfahrverein. Die Benützung des Platzes wurde wie folgt festgelegt:

Montag und Donnerstag: Turnverein
Dienstag und Freitag: Gesellenverein
Mittwoch: Radfahrverein
Sonntagvormittag: Radfahrverein
Sonntagnachmittag von 2-5 Uhr: Gesellenverein
Sonntagnachmittag ab 5 Uhr: Turnverein

Nach jedem Sonntag soll möglichst gewechselt werden. Mit der Arbeit wird begonnen. Das immer anhaltende Regenwetter beeinträchtigt das Schippen sehr, so dass alles nur langsam vor sich geht. Verschiedene Turner stellen fest, dass der Radfahrverein bezüglich Beteiligung an der Arbeit sehr zu wünschen übrig lässt.

Einreichung eines Gesuches an die Stadt im Juni 1926

Der Vorstand reicht ein Gesuch bei der Gemeinde ein betreffend Ausführung der Arbeiten für die Neuanlegung des Turnplatzes.
Das Gesuch wird genehmigt.
Am 3. Juli 1926 wurde die Arbeit hierzu angegangen.

Protokollniederschrift aus der Monatsversammlung vom 10. Juli 1926 in der „Linde“

Für die Fertigung eines Kostenvoranschlages für die Turnplatzerstellung sind M 12.- Kosten entstanden, die der Turnverein übernimmt.
Herr Turnrat Huber erhält Ermächtigung, mit dem Kirchspielrat Verhandlungen zu pflegen, um von diesem für billiges Geld – möglichst geschenkt – Steinplatten für eine am Turnplatz zu erstellende Staffel zu erhalten.

Turnwart Doll hat sich bereiterklärt, die Arbeiten für die Anbringung der Staffel kostenlos zu übernehmen.
Herr Rösch dankte Herrn Turnrat Huber für seine bei der Stadtgemeinde angebrachte Fürsprache für die Erstellung des Turnplatzes.
Herr Huber dankte hierfür, betrachtet in seinen Ausführungen den Turnplatz mehr als eine gemeinnützige Sache, an der wir Oppenauer alle Genuss daran haben.

Protokollniederschrift aus einer Versammlung am 13. September  1926

Herr Bächle spricht über den Zuschuß vom Gau betr. Turnplatz sowie an den Musikverein und verliest ein Artikel des Herrn „Mannstark“ ……….. im Gaublatt.

Protokollniederschrift aus der Monatsversammlung vom 23. September 1926 in der „Linde“

Dann spricht Herr Rösch über den Turnplatz, der so schnell als möglich fertiggestellt werden soll.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 19. Oktober 1926 im „Tor“

…weiter spricht Herr Bächle über den Zuschuß des Kreises zur Fertigstellung des Turnplatzes und teilt uns mit, dass der Kreis um eine Kostenrechnung bittet, die ihm im Laufe der Woche zugestellt werden soll.

Turnplatz

1927

 Niederschrift aus dem Frühjahr 1927 über unseren „Turnplatz“

Eine rege Angelegenheit bildet in unserem Verein von jeher die Turnplatzfrage.
Der seit Jahren zugestandene kleine Übungsplatz der Feuerwehr am Schlachthaus wurde ab Frühjahr 1927 von denselben nicht mehr benötigt und dem Turnverein von der Stadtgemeinde zugewiesen.  
Eine günstige Gelegenheit, zur ansehnlichen Vergrößerung bot die Erschließung, des neuen Baugeländes und Durchführung der Lindenstraße (Geisbocksallee)  für unseren Turnplatz.

Auf Ersuchen des Turnvereins, überlies die Stadtgemeinde das dazwischenliegende Gelände vom Turnplatz zur neuerstellten Straße weiter dem Turnverein.
Gemeinde und Verein bemühten sich dieses Gelände, das bedeutend höher lag, mit dem alten Turnplatz auszuebnen.
Die Gemeinde entfernte wohl das bestandene Steighaus und einen grossen Teil des abzutragenden Bodens, trotzdem blieb dem Turnverein noch viel Arbeit und Ausgaben zur Last.  
Erforderlich wurde wegen der Nässe und des Pfaffenbächleins ein Stück Kanalisation von 14 Meter.
Auch wurde zum Anschluss an die Landstrasse eine grosse Staffel notwendig, deren Treppen wir durch günstigen Kauf vom Kirchspiel (abgängige Kirchenstaffeln vom Chorumbau) für 54 Mark erworben haben.

Alle diese Anschaffungen, versetzen und verlegen, erfordert einen Aufwand von 185,85 Mark welche leider mangels Mittel, von der Städtischen Sparkasse geliehen werden mussten.
Eine noch bestehende Verbindlichkeit an die Gemeinde, für Taglöhne und Erdarbeit mit Mark 346,60 hoffen wir nachträglich für Zahlung wohlwollend, befreit zu werden.
Ein Gesuch um einen Zuschuss-Beitrag zur Abdeckung der bestehenden Verbindlichkeiten, an den Gau und Kreisrat in Offenburg, blieben bis heute ohne Erfolg.
Rühmlichen Anteil an der Turnplatzinstandsetzung, haben die Turner, die Wochen lang in den Abendstunden, keine Mühen gescheut haben, für die edle Turnsache hier diese große Arbeit, der Geländeausebnung zu leisten.
Ihnen allen an dieser Stelle Dank, nicht minder Dank den Vorständen und Turnwarten.
Das von den Turnern erhoffte Fass Freibier dürfte nachträglich zur Genehmigung keine Beanstandung finden.
Im Übrigen möge die viele Arbeit am Turnplatz dazu beitragen, zum Blühen und Gedeihen des Turnvereines Oppenau.

Oppenau im Juni 1927

Protokollniederschrift aus der Monatsversammlung vom 25. Juli 1927 in der „Linde“

Dann wird über Verbesserung und Benützung des Turnplatzes beraten.
Dem kath. Gesellenverein wird eine Benützung nur dann gestattet, wenn er die Hälfte der Herstellungskosten trägt.
Die Einteilung der Übungszeit soll folgende sein:
Montag und Donnerstag für die Turner
Mittwoch für die Turnerinnen
Dienstag und Freitag für den Gesellenverein
Am Sonntag soll mit den Spielzeiten abgewechselt werden, die einen von 3-5 Uhr, die anderen von 5-7 Uhr und umgekehrt.
Die Geldfrage wird Herr Rösch mit dem Präses des kath. Gesellenvereines erledigen.

Protokollniederschrift aus der Monatsversammlung vom 7. November 1927 in der „Linde“

Die Frage der Schuldenregelung muß auch dieses Mal wieder aufgeworfen werden. Der Kreis weigert sich, etwas für  den Turnplatz beizusteuern; deshalb wird beschlossen den Gaurat Selz von Haslach in dieser Angelegenheit aufzusuchen.

Turnplatz

1928

Aussprache des Turnvereins mit dem kath. Gesellen- u. Jungmännerverein Oppenau –  „Turnplatz“ betreffend am 14. März 1928 abends 8 Uhr im Gasthaus Rebstock

Die obigen Vereine trafen sich zwecks Regelung der Turnplatzfrage am 14. März 1928 abends 8 Uhr im Vereinslokal des kath. Gesellenvereins (Gasthaus z. Rebstock).

Erschienen waren von jedem Verein etwa 10 Vertreter.
Herr Kaplan Grieshaber, Präses des Gesellenvereines, übernimmt den Vorsitz.
Herr Grieshaber bedauert zunächst, dass am fünfzigjährigen Stiftungstag des kath. Gesellenvereines im Jahre 1927 eine Abteilung des Turnvereines, die zuerst zugesagt war, nicht teilgenommen habe.
Herr Rösch erwidert darauf, dass die Nichtbeteiligung auf ein unglückliches Zusammentreffen der Feste beider Vereine zurückzuführen ist, da sich die meisten Turner schon vor Erhalt der Einladung des Gesellenvereines zu einer (Fahnenweihe) Turnhallenweihe am gleichen Sonntag in Kappelrodeck angemeldet hatten.
Herr Rösch bat, die Nichtbeteiligung am Stiftungsfest entschuldigen zu wollen.
Die beiden D.T. Zeichen am Aufgang zum Turnplatz wurden alsdann Gegenstand einer längeren, lebhaften Aussprache.
Herr Grieshaber erklärte, dass der Turnverein kein Recht habe, irgendein Zeichen an den Turnplatz anzubringen, da derselbe ja Eigentum der Gemeinde sei.
Der kath. Gesellenverein besteht darauf, dass das D.T. verschwinden muss.
Darauf erwiderte Herr Rösch, dass die Inschrift von einigen Turnern ohne jede Berechtigung also lediglich zum Andenken an die Errichtung des Turnplatzes angebracht worden sei und diese Angelegenheit überhaupt viel zu kleinlich sei um sich darüber zu streiten; er schlage aber vor, auf der  einen Seite des Aufganges ein D.T. Zeichen zu entfernen und dafür eine Inschrift des Gesellenvereines anzubringen.
Der Gesellenverein wird die obige Sache in seiner nächsten Generalversammlung zur Sprache bringen.
Bezüglich der Spielzeit wurde vom Gesellenverein vorgeschlagen, Sonntag für Sonntag abzuwechseln, was aber von den Turnern nicht angenommen wurde.
Es wurde alsdann folgende Spielzeit festgesetzt:
Für den Turnverein von 1-4 Uhr nachmittags und für den Gesellenverein von 4 Uhr ab, ferner Montag und Donnerstag Abend für Turnverein und Dienstag und Freitag  Abend für den Gesellenverein.

Nun kam die Hauptsache, nämlich die teilweise Übernahme der Herrichtungskosten für den Turnplatz.
Überraschenderweise erklärte sich der Gesellenverein zur Übernahme der Hälfte der Kosten sofort bereit und wird dieselben auch gleich überweisen.
Herr Rösch erwähnte noch, dass erfreulicherweise die Hauptfrage der Zusammenkunft so schnell gelöst wurde und ermahnt die beiden Vereine zum besseren gegenseitigen Vertragen.
Es wurde dann noch beschlossen den an der Straße liegenden Teil des Turnplatzes mit einem lebenden Zaun zu bepflanzen und am Eingang 2 Lindenbäume zu setzen.
Die Pflanzen sollen billigst beschafft werden, während die 2 Lindenbäume von Herrn M. Schneider, Senior des Gesellenvereines, aus den Bergen beschafft werden.
Ferner wurde ein Gesuch  an den Gemeinderat Oppenau gerichtet, dass kein weiterer Verein den Turnplatz benützen darf, bis er sich mit dem Turnverein und dem kath. Gesellenverein über die teilweise Übernahme der Kosten geeinigt hat.
Hierauf wurde die Versammlung beschlossen.
     

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 28. September 1928  im Nebenzimmer der Bahnhofrestauration (Bach-Jörg) abends um 9 Uhr

Es wird nun von Herrn Rösch bekannt gegeben, dass die Fa. Porphyrwerke Alberstein durch Vermittlung des H. Bächle kostenlos Sand zur Überschotterung des Turnplatzes liefern würde und der Turnverein nur die Anfuhrkosten von 2,50 Mark pro Kubikmeter Sand zu tragen hätte.

Zur Gesamtüberschotterung des Platzes würden ca. 80 Kubikmeter Sand erforderlich sein, wovon der kath. Gesellenverein auch die Hälfte zu beschaffen hätte, weswegen mit diesem Verein verhandelt werden soll, wozu sich H. Karl Bächle bereit erklärt.
Vom Turnverein werden sofort Kubikmeter Sand bestellt.

Turnplatz

1929

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 11. März 1929  im „Gasthaus zur Sonne“  abends um 9 Uhr

Punkt 5: Turnplatzinstandsetzung
Der Vorstand versucht den von der Fa. Porphyrwerk Alberstein gelieferten Kies (65 Kubikmeter) bei der Gemeinde oder sonst irgendwo unterzubringen, da dieser Kies zur Übersandung des Turnplatzes nicht geeignet ist.
Auf dem Turnplatz wird vorerst durch die Turner nur der Rasen abgehackt und die Steine entfernt.
Herr W. Hoferer schlägt vor, einen Obmann für die Turnplatzinstandsetzung zu bestimmen.
Herr W. Hoferer wird als Obmann für die Turnplatzarbeit bestimmt; er erklärt sich bereit, diesen Posten zu übernehmen.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 23. März 1929  im „Gasthaus zum Ochsen“  abends um ½ 9 Uhr

Zur Turnplatzinstandsetzung teilt Herr Fleig mit, dass es ihm gelungen sei, den auf dem Platz lagernden, für uns unbrauchbaren Kies an Herrn Maurermeister Mast zu 4,- Mark pro Kubikmeter, an den neuen Gehweg am Bahnhof angeführt, abzugeben.
Selbstverständlich müssten die Turner den Transport des Kieses vornehmen; hierzu melden sich sofort einige Turner.
Herr Jockerst stellt zu diesem Zweck sein Fuhrwerk und Herr Franz Seebacher einen seiner Lastwagen kostenlos zur Verfügung.
Herr Fleig dankt für diese Bereitwilligkeit.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 28. Mai 1929  im „Gasthaus zum Bären“  abends um  ½ 9 Uhr

Der Vorstand musste zu seinem Bedauern feststellen, dass der seiner Zeit als Obmann für die Turnplatzinstandsetzung bestimmte Herr W. Hoferer in dieser Angelegenheit noch nichts unternommen hat, und Herr Hoferer auch nicht anwesend ist.

Protokollniederschrift aus der Turnratsitzung  vom 26. November 1929  im „Hotel Fortuna“  abends um ½ 9 Uhr

Das Porphyrwerk Alberstein verlangt erneut Bezahlung des Restbetrages für den Kies.
Da die von uns bestellten 40 cm3 bezahlt sind wird die Firma an die seinerzeitigen Besteller Herrn Bächle und Herrn Rösch verwiesen.

Tanzkurse in der Turnabteilung

1920 - 1930

Tanz und Frohsinn gehörte bei den Oppenauer Turnern in den 20iger und 30iger Jahren zum Jahresprogramm wie das Turnen selbst. Es wurde in dieser Zeit und auch später, wann immer es ging, das Tanzbein geschwungen, die Fastnacht gefeiert, gesungen und gelacht.

Geradezu revolutionär erscheint heute die Tatsache, dass von den Mitgliedern regelrecht die Tanzkurse von der Vorstandschaft gefordert  wurden.

Im September 1920 wurde ein solcher Tanzkurs von den jungen Männern verlangt.
Die Vorstandschaft stellte den Kurs aber vorerst zurück, da die Zeit vor Weihnachten für turnerische Zwecke benötigt wurde. Es dauerte dann fast ein ganzes Jahr bis am 28. Januar 1921 ein Tanzkurs mit 30 Paaren eröffnet wurde.
Dem „unermüdlichen Tanzlehrer“ Turnwart Kasper war es zu verdanken, dass am 26. November 1921 das Schlusskränzchen stattfinden konnte, dem neben den Eltern der Tanzpaare auch der Turner- Vorstand beiwohnte.

In den Jahren 1924 und 1925 wurden die Tanzkurse in der Zeit zwischen Weihnachten und Fastnacht abgehalten, damit das Erlernte während der Fastnachtszeit auch ausgiebig angewendet werden konnte. Wiederum übernahm Turnwart Kasper die Leitung der Kurse, an denen nur Vereinsmitglieder teilnehmen durften.
Die dabei entstandenen Unkosten mussten die Tanzpaare selbst aufbringen.
Beitragsgelder konnten wegen der angespannten Kassenlage für solche Kurse nicht verwendet werden. Das Abschlusskränzchen fand am 21. Februar 1921 in der „Linde“ statt und verlief in schöner Weise.
Voller Stolz wurde in den Akten vermerkt: Es machte dem Tanzlehrer Kasper sowie den Tanzschülern „alle Ehre“.
Dass das Erlernte auch tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde, belegen die folgenden Aufzeichnungen in den Protokollbüchern: Bei der Fastnachtsfeier am 25. Februar  1922 im Vereinslokal „Linde“ tanzten die Turner wie die „Lumpen am Stecken“ und veranstalteten ein „schaurig schönes“ Programm.
Es soll dabei recht lustig hergegangen sein, denn das wohllöbliche Bürgermeisteramt schickte ein paar Tage darauf dem Vorstand ein Forderungszettel über Mk. 30.- für „Lustbarkeitssteuer“.
Dies hielt die Turner aber nicht davon ab ihre Fastnacht weiterhin zu feiern. 1924 ließen sich am 1. März die Turner von keinem „Sauertopf und Stubenhocker“ die Fastnacht verbieten.
Aus welchen Gründen auch immer, waren in diesem Jahr Umzüge närrischer Art verboten.
Ein paar ganz findige Turner überlegten kurz und arrangierten statt eines Narrenzuges einen turnerischen Aufmarsch am oberen Tor und zogen dann mit Musik durch die Stadt zum Vereinslokal “Linde“.
Dem Umzug fehlte es aber keineswegs an humorvollen Szenen, so dass man sich denken kann, dass dieser Humor in der Linde als logische Konsequenz, ein närrisches Fastnachtstreiben auslöste.   

Auch am Fastnachtssamstag den 26. Februar 1927 fand der übliche Umzug zur Eröffnung der Fastnacht, durch die Turner mit nachfolgendem Zusammensein im Vereinslokal „Linde“ statt.
Dort, so berichtet der Chronist, „verschönten und verwüsteten humoristische, - drastische und dramatische Szenen“ den Abend.
Humorist und Turner Max Spinner gab an diesem Fastnachtssamstag zur allgemeinen Erheiterung und Befriedung der Turner-Narren Kostproben seines dichterischen Könnens.
Und weil es so schön war, stiftete der guten Laune wegen, Turnwart Gustav Rothe ein großes Fass Freibier, was bei allen Anwesenden großen Beifall und Aufnahme fand.
Der gute Emil Doll ließ den Ruf „Nur wegen des Freibier sind wir hier“ in den Saal erschallen, was anschließend sogar vom 1. Vorstand beurkundet wurde.